Donnerstag, 5. April 2012

Kurz und knackig, die 5.

Es ist mal wieder an der Zeit, zwei Filme genauer unter die Lupe zu nehmen, zwei, an denen sich die Geister scheiden. Ich gehöre wohl eher zur Anti-Fraktion. Auch auf die Gefahr hin, mir mit den folgenden Reviews nicht nur Freunde zu machen: Feuer frei!

"Kampf der Titanen" (OT: "Clash of the Titans", 2010) – Herrje, was soll man dazu noch sagen?! Fangen wir der Einfachheit halber mit dem Positiven an: Der Film dauert nur humane 106 Minuten und wurde nicht künstlich in die Länge gezogen – eine weise Entscheidung, denn so muss man das Gebotene nicht länger ertragen als unbedingt nötig. In nahezu jeder anderen Hinsicht entpuppt sich "Kampf der Titanen" als Reinfall erster Güte. Getragen von einer kruden Story voller Logiklöcher und unfreiwillig komischer Situationen (Perseus: "Ich knüpfe Fischernetze und schwinge kein Schwert!" – zwei Minuten später: Perseus schwingt ein Schwert), hastet das Kanonenfutter die Heldengruppe übergangslos von einem Kampfschauplatz zum nächsten und wird dabei, wie es eben so ist, immer weiter dezimiert. Zum Glück geht es einem gelinde gesagt am Allerwertesten vorbei, dass einer nach dem anderen das Zeitliche segnet, da man sowieso keinerlei Beziehung zu den Charakteren aufbaut. Löbliche Ausnahme ist Mads Mikkelsen, der sich durchaus erfolgreich bemüht, seine Figur interessant zu machen. Gedankt wird ihm das mit einem höchst unrühmlichen Abgang. Jetzt komm aber, die Handlung ist doch hier eh nur nebensächlich, es geht doch um die Äktschn!, mag da manch einer rufen. Ein legitimer Einwand, doch wenn ein Großteil der Effekte und CGI-Monster schon zwei Jahre nach Kinostart bedenklich altbacken aussieht – allen voran die grottige Medusa, die sogar im Original von 1981 bedrohlicher wirkte –, hilft bei mir auch kein Hirnausschalten mehr. "Kampf der Titanen" ist wieder ein Paradebeispiel dafür, dass ein hochkarätiger Cast noch lange keinen hochkarätigen Film garantiert. Damit meine ich übrigens nicht Sam Worthington, der ja nicht zum ersten Mal beweist, dass es ein Stück Holz in Sachen Charisma locker mit ihm aufnehmen kann. Er trägt den immer gleichen Gesichtsausdruck zur Schau, schnurzpiepegal, ob er sich in den Kampf stürzt, "emotional" spielt oder lediglich in der Gegend herumsteht. Nein, wen ich insbesondere meine, sind Liam Neeson und Ralph Fiennes, die ich grundsätzlich beide sehr schätze. Ihr Auftritt taugt eigentlich nur zum Fremdschämen: Der eine versucht sich als leicht manipulierbarer Herrscher des Olymps, der sich unerklärlicherweise vom zornigen Göttervater zum verständnisvollen Daddy wandelt, der andere als Hades mit (zumindest im Deutschen) unerträglicher Voldemort-Fistelstimme und gnadenlosem Overacting, inklusive evil Augenaufreißen. Mir als Fan tut es in der Seele weh, solche Leute derart rumeiern zu sehen. In der Endabrechnung ergibt das harte, aber für mich nur folgerichtige 2,0 / 10 Punkte.

"Hangover" (OT: "The Hangover", 2009) – Selten entstand um eine Komödie ein solcher Hype wie in diesem Fall, doch auch zu Recht? Klare Antwort: Nein. Dabei kann sich „Hangover“ – so viel muss ich ihm zugestehen – durch seine innovative Grundidee und die clevere Inszenierung wohltuend vom üblichen Komödieneinheitsbrei, der andauernd durch unsere Kinos geistert, abheben. Mit der Umsetzung dieser innovativen Grundidee tue ich mich hingegen schwer. Einerseits hat der Film stellenweise schön abstruse und auch durchaus lustige Einfälle vorzuweisen, andererseits ist er nach einer Weile leicht zu durchschauen und macht zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Da hätte man deutlich mehr herausholen können – und unter "mehr" verstehe ich vor allem "mehr Witz, der nicht auf nackten Tatsachen und flachen Späßen unterhalb der Gürtellinie basiert". Ich bin kein Freund von Filmen, die meinen, auf Teufel komm raus mit vulgären Szenen oder Ausdrucksweisen punkten zu müssen, zumal das inzwischen an der Tagesordnung und folglich nichts Besonderes mehr ist. Wer’s mag, kommt hier sicherlich auf seine Kosten. Wer wie ich subtile Situationskomik und klassischen Slapstick à la "Die nackte Kanone" bevorzugt, für den lässt die Gagdichte einiges zu wünschen übrig. Ein weiteres Manko ist, dass einem keiner der Protagonisten richtig ans Herz wächst. Als größter Unsympath erweist sich ausgerechnet Zach Galifianakis’ Charakter, der aber zugleich der einzige ist, der mir ab und an mehr als nur ein leichtes Schmunzeln entlocken konnte. "Hangover" liegt knapp über dem Komödiendurchschnitt der letzten Jahre, damit hat es sich dann aber auch schon. Einen bleibenden Eindruck hat er bei mir nicht hinterlassen, auf Teil zwei, der ja nach exakt demselben Schema ablaufen soll, kann ich deshalb gut verzichten. Weil ich heute jedoch die Spendierhosen trage und das erkennbare Bemühen, anders zu sein, honorieren will, ringe ich mich noch gerade so zu großzügigen 6,0 / 10 Punkten durch.

8 Kommentare:

  1. Ach, ich fand "Clash of the Titans" eigentlich ganz amüsant für einmal schauen. Hat schon gepasst. Hatte aber auch nicht mehr erwartet...

    "The Hangover" hat mir dagegen sehr gut gefallen, aber ich war auch im O-Ton-Kino und die Stimmung war entsprechend. Doch, der Film kann durchaus was.

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    1. Ich kann mir schon vorstellen, dass "Hangover" im Original noch an Qualität gewinnt. Ist ja auch so ein ordentlicher Film, nur in meinen Augen eben völlig überhyped.

      "Kampf der Titanen" dagegen fand ich einfach nur furchtbar, da nützt alles nichts ;)

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  2. Clash of the Titans habe ich mir nicht einmal in der Free-TV-Ausstrahlung angesehen (, obwohl ich zugeben muss, lange darüber gegrübelt zu haben.)

    Und The Hangover sehe ich ganz ähnlich, die Idee ist ganz erfrischend, doch waren die Witze eher unteres Mittelmaß.

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    1. Genau diese Free-TV-Ausstrahlung habe ich mir angeschaut und kann dir versichern, dass du nichts verpasst hast, außer vielleicht jede Menge ungewollte Komik. Aber bei dem Film gehen die Meinungen ja relativ weit auseinander.

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  3. Kampf der titanen, hätte man wirklich keine zweite Chance geben dürfen :/

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    1. Nein, der hatte es eigentlich nicht verdient. Andererseits scheint es ja ein Publikum zu geben, insofern war die Fortsetzung keine Überraschung und viel schlechter ging es ja nun auch nicht mehr. Teil drei lässt bestimmt auch nicht lange auf sich warten.

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  4. Bei "Kampf der Titanen" - den ich genau wie du, nur im TV gesehen habe - bevorzuge ich auch ganz klar lieber das alte Original. Lieber nett gemachte Stop-Motion als ein Effekt-Geballer dieser Art. Hirn- und sinnlos bis zur letzten Minute (auch wenn ich zugeben muss, dass der Kraken ganz okay war ;) )

    Und was soll man zu "Hangover" sagen? Ich fand ihn gut, als er ins Kino kam. War damals wirklich eine große Erleichterung, dass nicht alle Gags schon im Trailer zu sehen waren. Nur wenn man den Film einmal gesehen hat, dann ist der Zauber auch schon verflogen.

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    1. Dass "Hangover" keinen großen Wiedersehwert hat, denke ich auch. Wenn man erst einmal weiß, was wie passiert, ist die Luft raus.

      Und das "Kampf der Titanen"-Original hat wenigstens noch ihren ganz eigenen Charme, was man von der lieblosen Neuauflage mit ihrem CGI-Blitzgewitter nun wirklich nicht behaupten kann. Ist so ähnlich wie bei der alten und neuen "Star Wars"-Trilogie.

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