Mittwoch, 30. November 2011

Für eine Schleife ist immer Zeit

Zurück aus dem Kinosessel, eine Nacht drüber geschlafen und nun zu allen Schandtaten bereit vorm Laptop sitzend – hier kommt das Review zu…

"Arthur Weihnachtsmann" 
(OT: "Arthur Christmas")
Animation/Familie/Komödie, 2011
Regie: Sarah Smith
Unter der generalstabsmäßigen Führung des ältesten Sohns des amtierenden Weihnachtsmanns, Steve, hat sich das langjährige Familienunternehmen Weihnachten zu einer straff durchorganisierten, kalten Hightech-Maschinerie gewandelt. Geschenke werden nicht länger per Rentierschlitten und durch den Kamin an ihren Bestimmungsort gebracht, sondern mittels gigantischer Weihachtsraumschiffe (das größte von ihnen ähnelt verdächtig einer roten Enterprise) transportiert und von Elfenkolonnen, die Ethan Hunt alle Ehre machen, unter den Weihnachtsbaum verfrachtet. Der eigentliche Weihnachtsmann ist längst nur noch Staffage und begnügt sich damit, die für ihn bereitgestellten Leckereien zu futtern, während der karrierebewusste Steve schon auf sein Amt schielt. Doch dann, gerade als die vermeintlich exakt durchgeführte Geschenkauslieferung in der Weihnachtsnacht zu einem vollen Erfolg erklärt worden ist, fällt auf, dass ein Geschenk vergessen wurde… Steve schert sich nicht um eine solch geringe Abweichung und auch der träge Weihnachtsmann macht natürlich keine Anstalten, sich persönlich darum zu kümmern. Einzig Arthur, sein jüngster Sohn, glaubt noch an die wahre Bedeutung von Weihnachten und beschließt kurzerhand, dass ein Kind ohne Weihnachtsgeschenk nicht sein darf. Er verbündet sich mit Opa Weihnachtsmann, der zum Glück noch seinen morschen Schlitten, ein paar Rentiere und eine Tonne Zauberstaub in der Hinterhand hat, und allen beweisen will, dass es immer noch auf traditionelle Weise geht. So ist es an ihnen (und der Elfe Bryony), das liegen gebliebene Präsent in einem Wettlauf gegen die Zeit doch noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang ans Kind zu bringen.

Gehen wir die Charaktere mal durch: Arthur, Namensgeber und Protagonist des Films, ist ein schmächtiger, gutherziger, tollpatschiger und allseits belächelter junger Mann, der in der Poststelle des Weihnachtsimperiums arbeitet, wo er voller Hingabe die eingesandten Kinderwünsche beantwortet und keinen Schaden anrichten kann. Sein Profil entspricht dem des typischen Animationsfilmhelden, den niemand ernst nimmt, bis er am Ende groß rauskommt. Man denke nur an Linguini ("Ratatouille") oder Hiccup ("Drachenzähmen leicht gemacht"). Aufgrund dessen erweist er sich bei aller Sympathie als vielleicht schwächstes Glied des Films, wird er doch in den meisten Szenen von seinen Mitstreitern ausgestochen (z.B. bei seinem halsbrecherischen Schlussspurt von Bryony, mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten). Steve, Arthurs älterer Bruder fungiert als eine Art Bad Guy, obwohl er das im Grunde nicht ist und der Film auch keinen nötig hat. Mit akkurat gestutztem Weihnachtsbaumkinnbart, militärischem Outfit und grenzenloser Selbstüberzeugtheit vereint er die Antipathie des Publikums auf sich, ehe er dann letztendlich – man ahnt es schon – bekehrt wird. Malcolm, so der bürgerliche Name des aktuellen Weihnachtsmanns, bekleidet derweil eine nur noch symbolische Funktion und lässt Steve freie Hand. Bekocht und unterstützt von seiner Gattin Margaret, begibt er sich nach der für ihn ja so anstrengenden Weihnachtstour erstmal in einen mehrtätigen Winterschlaf. Auch er besinnt sich später seiner eigentlichen Rolle. Vorher möchte man ihm einen kräftigen Tritt in den gut gepolsterten Allerwertesten verpassen, um ihn an seine Pflicht zu erinnern.  Opa Weihnachtsmann, Arthurs grummeliger und halsstarriger Großvater, hält nichts von all dem technologischen Schnickschnack, den sein Enkel Steve eingeführt hat, und lässt keine Gelegenheit aus, dies auch zu betonen. Einen guten alten Schlitten, von Rentieren gezogen, zieht er den neumodischen Raumschiffen jederzeit vor. Als Weihnachtsmannveteran steht er Arthur auf seiner Mission mit Rat und Tat zur Seite – was sie in so manche Bredouille bringt, da es schon ein Weilchen her ist, seit er den Nordpol das letzte Mal von außen gesehen hat. Opa Weihnachtsmann ist definitiv einer der großen Pluspunkte des Films und stiehlt fast jede Szene, in der er auftaucht. Einfach herrlich, wenn er auf Arthurs Frage hin, woran er sich denn beim Steuern des Schlittens orientiere, auf den Polarstern verweist, der sich sogleich als Flugzeug entpuppt. Neben ihm verbucht Bryony, eine aufs Geschenkeinpacken spezialisierte Weihnachtselfe, die meisten Lacher für sich. Ihr Talent, alles mit nur drei Klebestreifen verpacken zu können, rettet der ungleichen Truppe ein ums andere Mal die Haut und sorgt für sehr amüsante Momente.

Eine Wohltat sind die durchgehend professionellen Synchronsprecher, die im Deutschen in die übergroßen Fußstapfen von James McAvoy (Arthur), Hugh Laurie (Steve), Bill Nighy (Opa Weihnachtsmann), Jim Broadbent (Malcolm), Imelda Staunton (Margaret) oder auch Robbie Coltrane und Joan Cusack (beides namenlose Elfen) treten. Endlich einmal wurde mit der schrecklichen Unsitte gebrochen, bloß um der Öffentlichkeitswirkung willen überdrehte, quasselstrippende "Comedians" oder roboterhaft sprechende "Promis", die mit Mühe und Not ihren Text zusammenstümpern, als deutsche Stimmen casten zu müssen. Dem Film tut das nur gut. Nichtsdestotrotz freue ich mich schon darauf, ihn mir in einem Jahr mit den britischen Originalsprechern erneut zu Gemüte zu führen. "Arthur Weihnachtsmann" kann mit einigen innovativen Ideen aufwarten, auch wenn er in dieser Hinsicht freilich nicht an das Niveau eines "WALL-E" (2008) heranreicht. Vom magischen Flugstaub erfasste Löwen, Elefanten oder Zebras im Serengeti-Nationalpark verdutzt gen Himmel schweben zu sehen, hat aber zweifellos etwas für sich, ebenso wie der Einfall von Opa Weihnachtsmann, den Schlitten in Ermangelung einer Karte mal eben ins Weltall zu manövrieren, um die Erde selbst als eine solche verwenden und das zuvor haarscharf verfehlte Ziel anpeilen zu können. Optisch macht der Film dabei immer eine gute Figur, gerade bei den rasanten Schlittenfahrten bzw. -flügen. Bei genauerem Hinschauen gibt es noch viele schöne, teils humorige Details zu entdecken. Der Knollnasenlook der Charaktere dürfte jedoch Geschmackssache sein. Obwohl der Ausgang  einigermaßen vorhersehbar ist, kann man sich über fehlende Spannung nicht beklagen, denn wie so oft ist der Weg das Ziel. Auch wird der gegenwärtige Technikwahn clever auf die Schippe genommen, etwa wenn die gesamte Elfencrew "I’m Dreaming of a White Christmas" trällert und dabei statt echten Kerzen iPhone-artige Objekte mit Kerzendisplay schwenkt (um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen). Zugleich kommt die weihnachtliche Stimmung nicht zu kurz, insbesondere gegen Ende hin, ohne dass der Film jemals ins Kitschige abgleitet.

"Arthur Weihnachtsmann" hat die Erwartungen mit seinen zahlreichen wirklich lustigen Passagen, seiner herzlichen Geschichte und seinem weihnachtlichen Flair vollends erfüllt. Wer wie ich einen vorweihnachtlichen Anschubser gebrauchen kann, dem sei er wärmstens empfohlen. Kurzum: Ein mit kleinen Abstrichen wunderbar harmonischer Familienfilm, der einiges zum Freuen, Lachen und Staunen bietet und auch erwachsene Kinder begeistern wird.

7,5 / 10 Punkte

Nur zur Info: Ich werde dieses gängige Wertungssystem (mit 0,5er-Schritten zwecks feinerer Abstufung) einfach beibehalten, solange mir keine bessere Alternative einfällt.

Dienstag, 29. November 2011

Mutanten- und Primatennachschlag

Da schlägt das Cineastenherz spontan höher: Offenbar sollen die diesjährigen Prequels "X-Men: Erste Entscheidung" und "Planet der Affen: Prevolution" nicht nur auf jeden Fall fortgesetzt, sondern ihre Nachfolger auch wieder von denselben Regisseuren verfilmt werden. Wie ComingSoon.net meldet, versucht 20th Century Fox, sowohl Matthew Vaughn als auch Rupert Wyatt erneut an Bord zu holen. Derzeit werkle man an den jeweiligen Drehbüchern, um ihnen damit eine Rückkehr schmackhaft zu machen.

Für mich sehr erfreuliche Nachrichten, da die beiden Filme meine (bisherigen) Kinohighlights 2011 sind und es mehr als verdient hätten, Fortsetzungen zu bekommen, die ihnen qualitativ gerecht werden. Die bewährten Leute auf den Regiestuhl zu setzen, wäre sicherlich ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Hoffen wir also, dass alles glatt geht und Fox genügend Überzeugungskraft aufbringt.

Ankündigung und Abschweifung

Kaum ist der erste Advent Vergangenheit, steht auch schon (oder vielmehr endlich) meine erste Filmbesprechung ins Haus, und zwar zu *trommelwirbel* "Arthur Weihnachtsmann"! Ja, das mag nicht unbedingt die naheliegendste Wahl für mein Debüt als Filmkritiker sein, aber 1.) brauche ich dringend einen Film, der mich in angemessene Vorweihnachtsstimmung versetzt, was ich diesem durchaus zutraue, 2.) habe ich ein Faible für Weihnachtsfilme und 3.) will ich, verflixt und zugenäht, nach langer Abstinenz einfach mal wieder ins Kino gehen.

Eigentlich bin ich der Animationsfilme gelinde gesagt etwas überdrüssig geworden, besonders derjenigen, bei denen vermenschlichte, sprachbegabte und ach so lustige Tiere die Hauptakteure sind (also fast allen). Das scheint hier immerhin nicht der Fall zu sein und lässt mich hoffen. Hoffen lässt mich auch die Tatsache, dass "Arthur Weihnachtsmann" bislang überwiegend gute bis sehr gute Kritiken erhalten hat. Sicherlich muss das nichts heißen. Trotzdem werde ich mich heute mit verhaltener Vorfreude und der keineswegs utopischen Absicht, gut unterhalten zu werden, auf den Weg zum Kino machen.

Noch eine kleine Anmerkung: Natürlich wird der Film nicht in 3D geschaut, einem, wie ich finde, völlig überschätzten und komplett sinnlosen Gimmick, das dem Kinovergnügen eher ab- als zuträglich ist. Ich würde mir wünschen, dass es für Filmproduzenten und -rezipienten gleichermaßen bald seinen einzigen Reiz – den des Neuen – verliert. Wozu doppelt so viel bezahlen und während des ganzen Films eine bescheuerte Brille tragen, wenn es an der "veralteten" Nicht-3D-Optik nichts auszusetzen gab und gibt? Auf mir entgegenfliegende Geschosse, Gegenstände, Tiere usw. kann ich wirklich verzichten, herzlichen Dank. Und wenn ich schon wieder sehe, dass an einen Filmtitel der unausweichliche Zusatz "3D" angehängt wurde, habe ich das merkwürdige Bedürfnis, meinen Kopf (oder besser den der Person, die das verbrochen hat) mit irgendetwas Hartem zu konfrontieren. Wenn’s geht, in echtem 3D.

Freitag, 25. November 2011

Der Anfang, wie immer am schwersten

Tja, wie startet man sein Blog am besten? Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer. Meiner beginnt deshalb einfach damit, dass ich kurz schildere, was ich hier vorhabe.

Zum einen möchte ich Filme, die ich mir entweder mit voller Absicht angesehen habe oder über die ich rein zufällig gestolpert bin, rezensieren – immer mit einem verbalen Augenzwinkern, aber auch immer fair. Dabei werde ich mich bemühen, das filmische Spektrum möglichst breit zu halten, also unterschiedliche Genres zu bedienen, auch wenn sie nicht alle unbedingt mein Fall sind. Vor größeren Spoilern wird natürlich gewarnt, wir wollen ja niemandem sein Filmvergnügen vermiesen. Zum anderen äußere ich mich zu brandaktuellen Neuigkeiten und Gerüchten aus Hollywood & Co., die mir interessant genug erscheinen, um sie zu besprechen. Nicht geben wird es ausufernde, staubtrockene Plotbeschreibungen, 100%-ig objektive Reviews (was ohnehin nur schwer möglich ist, Geschmäcker sind schließlich verschieden) und eine Beschränkung auf knallharte Fakten, denn wo bliebe da das spaßige Spekulieren.

Von Leserkommentaren, gerne auch kritischen, wäre ich übrigens hellauf begeistert. Aber zunächst einmal besteht meine Hoffnung darin, dass überhaupt jemand den Weg hierher findet.