Mittwoch, 29. Februar 2012

Die Rächer versammeln sich

Ganz frisch raus auf iTunes Movie Trailers: Der nächste Trailer zu "Marvel's The Avengers"! Ich will gar nicht viele Worte verlieren, sondern die Bilder lieber für sich selbst sprechen lassen. Nur so viel: Dies ist mit Sicherheit der bislang beeindruckendste Vorgeschmack auf Joss Whedons heißersehnte Comicverfilmung. Die Dialoge zwischen den ja so unterschiedlichen Helden scheinen hohen Unterhaltungswert zu haben, das, was an Actionszenen gezeigt wird, sieht wahrlich bombastisch aus  – und wir dürfen einen ersten Blick auf die außerirdischen Invasoren werfen, die direkt aus dem "Transformers"-Franchise stammen könnten. Allmählich steigt auch bei mir die Spannung, ich kann es nicht leugnen. Da kommt Großes auf uns zu...

Dienstag, 28. Februar 2012

Die alte Leier – eine Nachbetrachtung der Oscars 2012

Die Academy Awards 2012 sind Geschichte und haben trotz Glanz und Glamour einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Selten wirkte eine Oscarverleihung so einfallslos, so glatt gebügelt, so ohne Ecken und Kanten wie diese. Man wollte allem Anschein nach auf Nummer sicher gehen, nachdem das Duo Anne Hathaway & James Franco im vergangenen Jahr – teils zu Recht – viel Kritik einstecken musste und nicht wie erhofft an Hugh Jackmans Gala von 2010 anknüpfen konnte.

Die Entscheidung, den als Host abgesprungenen Eddie Murphy durch Altclown Billy Crystal zu ersetzen und nicht etwa das Risiko einzugehen, einem frischeren Gesicht eine Chance zu geben, passte da wunderbar hinein. Crystal lieferte dann auch genau das ab, was ich erwartet hatte: Eine altbackene, gänzlich harmlose Vorstellung. Schon das lahme 08/15-Intro mit Gastauftritten von George Clooney (hatten wir schon zu oft, als dass es noch lustig wäre), Justin Bieber (wtf?) oder Tom Cruise (der wohl mal wieder beweisen wollte, dass er sich trotz Scientology ja so toll selbst auf die Schippe nehmen kann) ließ nichts Gutes erahnen. Dieser Eindruck bestätigte sich bei Crystals Opening-Nummer, die genauso uninspiriert ausfiel wie der Rest seiner Moderation. Einfach ein paar Zeilen über jeden der nominierten Filme zu singen, funktioniert eben nicht immer so gut wie bei Mr. Jackman, erst recht nicht, wenn man es mit einer derart undeutlichen Aussprache tut. Ironischerweise hatte Crystal seine beste Szene, als er sich verhaspelte und spontan noch einmal "zurückspulte". Da schimmerte zumindest mal ein Hauch von Kreativität durch. Wer sehen will, wie es richtig gemacht wird, dem sei Jon Stewarts spitzzüngiger und intelligenter Eröffnungsmonolog von 2006 ans Herz gelegt, inklusive Vorfilmchen.

Aber auch sonst lag einiges im Argen. Wozu die Kategorie "Bester Filmsong" überhaupt noch existiert, wenn lediglich zwei Stücke nominiert und dann nicht einmal in voller Länge präsentiert werden, weiß der Himmel. Gerade diese musikalischen Live-Performances, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch integraler Bestandteil der Oscars waren, ehe sie aus mir schleierhaften Gründen plötzlich gestrichen wurden, haben doch stets einen Reiz der Veranstaltung ausgemacht und entscheidend zur "großen" Atmosphäre beigetragen. Wie viel, merkt so mancher vielleicht erst jetzt, wo sie nicht mehr da sind. Eine einzige, fünfminütige Akrobatikeinlage des Cirque du Soleil kann diesen Verlust nicht ansatzweise kompensieren. Da ist es mir auch herzlich egal, dass mit über fünfzig beteiligten Artisten ein neuer Rekord aufgestellt wurde.

Auf dem roten Teppich und später im Saal tummelten sich, von wenigen, überwiegend unscheinbaren Ausnahmen abgesehen, die üblichen Verdächtigen. Die talentfreie Cameron Diaz und die noch talentfreiere Jennifer Lopez, bei denen man sich ernsthaft fragen muss, was sie bei den Academy Awards, einer Preisverleihung für höchste Schauspielkunst (!), verloren haben, eine Sandra Bullock, die während des ganzen Abends aussah, als bräche sie jeden Augenblick in Tränen aus, Gwyneth Paltrow, die auch nach 14 Jahren immer noch von "Shakespeare in Love" zehrt, die bis auf die Knochen abgemagerte Angelina Jolie mit ihrer jetzt schon legendären wie lächerlichen Beinfrei-Pose – sie alle gehören offenbar zum festen Inventar und dürfen darum jedes Jahr aufs Neue ihre edlen Designer-Fummel vorführen. Oder – verrückter Gedanke – werden sie womöglich nur als Futter für die Klatschpresse missbraucht?! Die Krönung der Oscar-Klüngelei war dann Meryl Streeps erneuter Triumph, der einem Schlag ins Gesicht der anderen Nominierten wie Michelle Williams oder Viola Davis gleichkam und von ihr mit sichtlichem Vergnügen ausgekostet wurde, denn damit hatte sie ja nun wirklich nicht gerechnet, nicht diesmal, und ach, und och. Immerhin gingen Brad Pitt und George Clooney, die wieder in der ersten Reihe saßen, leer aus. Apropos erste Reihe: Jack Nicholson, bekanntlich ein früherer Stammgast, war zum wiederholten Male nicht anwesend! Mir persönlich gibt das zu denken.

Aber war denn wirklich alles schlecht? Mitnichten, das eine oder andere Highlight gab es natürlich sehr wohl. Den erfreulichen Oscargewinn von Jean Dujardin, dessen Grinsen noch ansteckender ist als das von "Mr. Zahnpasta" Clooney, und seine anschließende Dankesrede zum Beispiel. Oder die freche, an diesem so angepassten Abend wohltuend unangepasste Laudatio von Emma Stone, die ihren Partner Ben Stiller im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön alt aussehen ließ und auch optisch allen die Schau stahl. Oder Robert Downey Jr., der in bester Tony-Stark-Manier aus dem Einheitsbrei herausstach. Der unerwartete Auftritt von Christian Bale ließ mich sogar in euphorischen Jubel ausbrechen, auch wenn ich tief in mir wusste, dass er vermutlich nur deshalb eingeladen worden war, weil er inzwischen auch dem elitären Kreis der Preisträger angehört. Andernfalls hätte ihn mit ziemlicher Sicherheit das gleiche traurige Schicksal wie Michael Fassbender oder Ryan Gosling ereilt.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf Besserung im nächsten Jahr, dann hoffentlich mit einem unverbrauchten Host (meine Vorschläge: Neil Patrick Harris, Jimmy Fallon, Conan O’Brien), einer glorreichen Rückkehr der Live-Performances, mehr Abwechslung unter den geladenen Gästen, anderen Nominierten und Siegern, denen man ihren Sieg von Herzen gönnen kann.
Träumen wird doch erlaubt sein, oder?

Montag, 27. Februar 2012

Media Monday #35

Nach durchzechter Oscarnacht und viel zu wenig Schlaf steht auch schon der nächste Media Monday vom Medienjournal auf dem Programm. Also keine Müdigkeit vorgeschützt und ran an die Tastatur!

1. Der beste Film mit Jake Gyllenhaal ist für mich "Brokeback Mountain", auch wenn er dort etwas im Schatten des großartigen Heath Ledger steht.

2. Jon Favreau hat mit "Iron Man" (Teil 1) seine beste Regiearbeit abgelegt, weil ihm damit eine handwerklich solide Comicverfilmung gelungen ist, Robert Downey Jr. als Tony Stark eine gute Idee war – und mich der Rest seiner Filmografie als Regisseur nicht gerade vom Hocker haut, einschließlich "Iron Man 2".

3. Der beste Film mit Emma Stone ist für mich noch nicht definierbar, da ich mit ihrem bisherigen Schaffenswerk nur vom Hörensagen vertraut bin und das, obwohl ich sie nicht erst seit ihrem gestrigen Auftritt bei den Oscars mag. Ich bin schon gespannt, wie sie sich als Frau an Spider-Mans Seite schlägt.

4. Während die meisten von "Hangover" ganz begeistert waren oder er sich generell großer Beliebtheit erfreut, konnte ich dem rein gar nichts abgewinnen, weil mir diese ja so populäre Art von Humor, so leid es mir tut, mächtig auf den Geist geht und ich sowohl Bradley Cooper als auch Zach Galifianakis für radikal überbewertet halte. Was würde ich geben, um mal wieder eine Komödie vom Schlage "Die nackte Kanone" im Kino sehen zu können.

5. In der Hoffnung, dass auch einige Leseratten in der Runde vertreten sind: Fröne ich einmal nicht dem Filmkonsum, lese ich furchtbar gerne Bücher von George R. R. Martin, weil mir noch nie eine so unberechenbare und atmosphärisch dichte Fantasyreihe untergekommen ist wie "Das Lied von Eis und Feuer", die Romanvorlage für "Game of Thrones".

6. Es gibt populäre Beispiele für Fantasy-Adaptionen, sei es im Serien-Segment Game of Thrones oder auf großer Leinwand Der Herr der Ringe. Wie steht ihr generell zu dem Genre und als Bonusfrage: Gibt es eine (Fantasy-)Buchreihe, zu der ihr euch ebenfalls eine Adaption (und wenn ja, in welcher Form) wünschen würdet? Ein, wenn nicht gar das Lieblingsgenre von mir, das neben einer Menge (Unter-)Durchschnittskost inzwischen auch ein paar echte Glanzstücke bietet (vor allem natürlich die hier als Beispiele genannten Werke) und zum Glück nicht mehr so stiefmütterlich behandelt wird wie noch vor einigen Jahren. "Der Herr der Ringe" hat da wahre Wunder gewirkt. Wünschen würde ich mir weitere Terry-Pratchett-Adaptionen, gerne auch als TV-Mehrteiler à la "Going Postal", und noch viele Staffeln von "Game of Thrones". Ansonsten bin ich mit dem Doppel-Hobbit erst einmal wunschlos glücklich.

7. Mein zuletzt gesehener Film war "In meinem Himmel" und der war akzeptabel, weil er zwar langatmig und ganz bestimmt nicht Peter Jacksons beste Regiearbeit, aber stark besetzt und teilweise durchaus spannend ist.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Es kann nur eine geben

Tadaa! Der neue Trailer zu "Merida - Legende der Highlands", Pixars nächstem Animationsstreich, ist frisch auf iTunes Movie Trailers erschienen und mir einen eigenen Beitrag wert. Rotschopf Merida beweist darin in bester Robin-Hood-Manier, dass sie den Umgang mit Pfeil und Bogen meisterlich beherrscht, was ihren königlichen Eltern nicht so ganz zu gefallen scheint. Obwohl der Trailer wenig Neues verrät, macht er durchaus Appetit auf mehr. Ich finde es zwar immer noch schade, dass wir vorerst nicht in den Genuss der herrlich schottischen Originalstimmen von Leuten wie Emma Thompson, Billy Connolly, Julie Walters, Robbie Coltrane oder Craig Ferguson kommen werden, das ändert aber nichts daran, dass ich auf diesen Film wirklich gespannt bin, sieht er doch erwachsener aus als alles, was das Genre sonst zu bieten hat. Das wunderschöne Schottland-Szenario ist für mich das Tüpfelchen auf dem i.

Viel Spaß beim Wettschießen:

Mittwoch, 22. Februar 2012

Kurz und knackig, die 2.

Es geht voran! Hier meine unverfälschte Meinung zu zwei Kinofilmen des vergangenen Jahres, von denen man einen gesehen haben sollte und den anderen getrost versauern lassen kann:

"Der Plan" (OT: "The Adjustment Bureau", 2011) – Ich weiß nicht genau, was ich mir unter diesem Film vorgestellt hatte, aber es ging eindeutig in Richtung Actionthriller. Aus dem Trailer hatte ich nur noch in Erinnerung, dass Matt Damon und Emily Blunt im Abendkleid (nur Mrs. Blunt, versteht sich) vor einer mysteriösen Organisation fliehen müssen, eine ganze Menge durch die Gegend rennen und durch Türen gehen, die an Orte führen, an die sie eigentlich nicht führen sollten. Umso überraschter war ich, als sich "Der Plan", der dem Titel nach eigentlich von John Grisham stammen müsste, als etwas ganz Anderes entpuppte. Im Kern handelt es sich um einen waschechten Liebesfilm und einen guten noch dazu, der an die eigenen Gefühle und den Wert der Selbstbestimmung appelliert. Erst gegen Ende hin artet er in jene rasante, aber kurze Hetzjagd aus, sonst wird nur sporadisch aufs Tempo gedrückt, ohne dass eine einzige Feuerwaffe zum Einsatz kommt. Von einem Actionthriller im traditionellen Sinne kann also gar keine Rede sein. Mir war auch nicht bewusst, dass der Film eine so offensichtliche Fantasy-Komponente haben würde, dass er bisweilen fast wie eine Kreuzung aus "Matrix" und "Bruce Allmächtig" wirkt – was in diesem Fall als Kompliment gemeint ist. Manche werden sich hier vielleicht über mangelnde Komplexität beschweren, ich hingegen fand es passend umgesetzt. Wie so häufig, wenn es um Übersinnliches geht, tut sich zwar auch das eine oder andere Logikloch auf. Dafür stimmt die Chemie zwischen Matt Damon und der wunderbaren Emily Blunt, die ein glaubwürdiges und sympathisches Leinwandpaar abgeben, mit dem es sich leicht mitfiebern lässt. Schöne Ideen, eine kurzweilige Story und überzeugende Darsteller werden von mir mit beachtlichen 7,5 / 10 Punkten belohnt.

"Der Zoowärter" (OT: "Zookeeper", 2011) – Ja, ich mag Kevin James. Ich mochte ihn schon in "King of Queens", in "Hitch – Der Date Doktor" war er für mich – wie für so viele Andere – der heimliche Star und auch in  "Der Kaufhaus-Cop", der mir als gelungene Slapstick-Komödie der alten Schule oft zu schlecht wegkommt, hat er mich köstlich amüsiert. Tatsächlich mag ich ihn sogar in "Der Zoowärter", aber auch nur ihn und auch nur dann, wenn ihm freie Hand gelassen wird und er sich wie gewohnt mit vollem Körpereinsatz austoben darf. Leider ist das viel zu selten der Fall. So ist es dann auch nicht seine Schuld, dass sich ein Tiefpunkt an den nächsten reiht und die meisten Gags mehr schlecht als recht funktionieren – oder gleich gar nicht. Eine einzige Katastrophe und das, was den Streifen so richtig runterzieht, sind allerdings die sprachbegabten Zootiere, die zwar annehmbar aussehen, aber mit ihrem unlustigen Palaver jegliche Komik zunichte machen. Was die Produzenten da geritten hat, ist mir ein völliges Rätsel, zumal sprechende Tiere in Realfilmen ein uralter Hut sind und meines Wissens noch nie für eine Qualitätssteigerung gesorgt haben. Allen voran das lästige kleine Äffchen mit der penetranten Stimme von Mario Barth trampelt gewaltig auf den Nerven herum. Das haben wir Barth höchstpersönlich zu verdanken, der seine Berliner Schnauze nicht mal in einem solchen Film, in dem sie nun wirklich in höchstem Maße fehl am Platz ist, halten kann. Einzig und allein wegen Kevin James gibt's noch gerade so 3,0 / 10 Punkte.

Montag, 20. Februar 2012

Media Monday #34

Es ist Montag, und das bedeutet, eine neue Runde Media Monday steht ins Haus. Die Fragen des Medienjournals und meine Antworten:

1. Der beste Film mit Willem Dafoe ist für mich "Spider-Man", wo er als Norman Osborn alias Green Goblin einen Bilderbuchbösewicht abgegeben hat, einerseits irgendwie sympathisch, andererseits schön giftig. Da soll es das kommende Reboot erstmal besser machen!

2. Tim Burton hat mit "Big Fish" ganz eindeutig seine beste Regiearbeit abgelegt, weil er seinen extravaganten Stil hier nicht auf Teufel komm raus zelebriert, sondern im Sinne der Geschichte einsetzt, der Film mit einer der geschmackvollsten Sterbeszenen aller Zeiten zugleich eines der schönsten und bewegendsten Enden hat, die ich kenne, und man als Zuschauer sogar vergisst, dass es sich um einen Burton-Film handelt, was in meinen Augen nur gut sein kann.

3. Der beste Film mit Helena Bonham Carter ist für mich nicht so leicht zu finden, obwohl ich sie gerne sehe. Ich könnte wieder "Big Fish" nennen, aber dort hatte sie ja nur einen kurzen, wenn auch gelungenen Auftritt. Das Problem ist, dass sie in fast allen Filmen, die mir einfallen, nur einen kurzen, wenn auch gelungenen Auftritt hat. Ich mochte sie beispielsweise als Bellatrix Lestrange in "Harry Potter". Wenn es hier aber wirklich um den besten Film mit ihr geht, unabhängig davon, wie groß ihre Rolle ist, fällt meine Wahl doch auf "Big Fish".

4. Der schlechteste Film, den ich in den letzten vier Wochen gesehen habe, wäre dann wohl "Der König der Löwen 3", den ich meiner Nichte (in spe) zuliebe mitgeschaut habe. Für einen dritten Teil eines erfolgreichen Disney-Films fand ich ihn allerdings gar nicht so übel und stellenweise durchaus vergnüglich.

5. Mit Filmen vom Regisseur Uwe Boll kann ich überhaupt nichts anfangen, weil sie für mich der Inbegriff alles Bös... äh, Schlechten sind.

6. Science-Fiction als Genre in all seinen Ausprägungen ist super! Ich bin ein großer Fan, sowohl von epischen Klassikern wie "Star Wars" oder als auch von intelligenten Low-Budget-Filmen à la "Equilibrium" oder "Gattaca". Natürlich beherbergt das Genre auch jede Menge Schrott, aber welches Genre tut das nicht?

7. Mein zuletzt gesehener Film war "Valentinstag" (nur der Anfang) und der war uninteressant und einfallslos, weil es kitschige Ensemble-Streifen dieser Art nun mal sind. Wenn die beiden talentfreien Jessicas, Alba und Biel, in ein und demselben Film mitspielen, darf man wahrscheinlich auch nichts anderes erwarten. Nach einer knappen halben Stunde fühlte ich mich darin bestätigt und konnte das Experiment ruhigen Gewissens abbrechen.

Freitag, 17. Februar 2012

Kurz und knackig

Folgendes, liebe Leser: Da ich einfach nicht die Zeit für ausführliche und bis ins Detail durchdachte Reviews finde, beschränke ich mich fürs erste darauf, alle zuletzt gesehenen Filme in einer spontan dahingetippten Kurzform abzuhandeln. So fallen sie wenigstens nicht ganz unter den Tisch und ich habe neues Blogmaterial – das nennt man im Fachjargon wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Diesmal im Angebot:

"Dame, König, As, Spion" (OT: "Tinker Tailor Soldier Spy", 2012) – Meine Vorfreude war riesig, meine Erwartung hoch – zu hoch? Es besteht gar kein Zweifel daran, dass es sich hier um einen überaus intelligenten, realistischen, konsequenten und in sich stimmigen Film handelt, durchweg besetzt mit Leuten, die einem als Filmfan das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und jede Szene zu einem mimischen Leckerbissen machen. Und ich bin auch mehr denn je der Ansicht, dass sich Gary Oldman seine Oscarnominierung redlich verdient hat. Aber trotz alledem – es schockiert mich fast selbst, das zu schreiben – ist der Funke bei mir nicht übergesprungen, ohne dass ich genau sagen kann, woran es lag. Vielleicht an der streckenweise schwer nachvollziehbaren Handlung, bei der ich trotz voller Konzentration öfters den Faden verloren habe, vielleicht an der optischen und emotionalen Kälte, vielleicht daran, dass wenig laut ausgesprochen wird und umso mehr dem Zuschauer überlassen bleibt. Das Paradoxe an der ganzen Sache: Normalerweise bringen mich gerade solche Filme dazu, noch eine Weile über sie nachzugrübeln, bestenfalls mehrere Tage lang – dieser nicht und das, obwohl er eigentlich dafür prädestiniert gewesen wäre. Gut ist "Dame, König, As, Spion" dennoch, nur eben längst nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte, und damit schon eine kleine Enttäuschung. Mehr als 7,0 / 10 Punkte sind deshalb leider, leider nicht drin.

"Megamind" (OT: "Megamind", 2010) – In Sachen Erwartungen das exakte Gegenteil zu "Dame, König, As, Spion", denn hier hatte ich keine, abgesehen davon, 90 unterhaltsame Minuten zu verbringen. Der Film war dann tatsächlich nett, und mit nett meine ich in diesem Fall nicht nett als kleine Schwester von… na, ihr wisst schon. Zugegeben, es wird nichts großartig Neues geboten und die Story um einen leicht vertrottelten Außenseiter-Bösewicht, der nach und nach selbst zum Helden mutiert, ist so ausgelutscht und vorhersehbar, wie sie – schöne Grüße an Gru! – ausgelutschter und vorhersehbarer kaum sein könnte, aber Optik und Effekte überzeugen, die deutschen Synchronsprecher (allen voran das Triumvirat Pastewka/Kalkofe/Welke) fallen weniger negativ auf als im Genre allgemein üblich, der Titelschurke ist ein echter Sympathieträger und irgendwie hat die erzählte Geschichte ja doch etwas Liebenswertes an sich, egal ob man sie so oder ähnlich schon x-mal gesehen hat. Außerdem werden Superman & Co. gewitzt auf die Schippe genommen, wenngleich nicht alle Gags zünden. "Megamind" ist kein Meilenstein und will zum Glück auch nicht krampfhaft einer sein, so dass er sich für mich in der Fülle an Animationsfilmen im gehobenen Mittelmaß einordnet. Ich wurde gut unterhalten und komme auf wohlwollende 6,5 / 10 Punkte, inklusive Superhelden- bzw. -schurkenbonus.

Montag, 13. Februar 2012

Akustischer Sonnenaufgang

Wo ich doch im Rahmen des Media Monday #33 das musikalische Meisterwerk "Surface of the Sun" von Filmkomponist John Murphy (aus "Sunshine" mit Cillian Murphy) erwähnt habe, komme ich nicht drumherum, dieses Cover von The Steve Experiment zu posten:



Sehr gelungen ist auch seine geloopte Version des "X-Men: Erste Entscheidung"-Themas:

Media Monday #33

Wie die Zeit rast: Schon wieder ist Montag und damit auch schon wieder ein neuer Media Monday des Medienjournals. Stürzen wir uns also in die wöchentliche Fragerunde!

1. Der beste Film mit Sam Rockwell ist für mich sicherlich "Moon", wenn ich ihn denn schon gesehen hätte. In "Per Anhalter durch die Galaxis" hat er aber auch einen exzellenten Zaphod Beeblebrox abgegeben.

2. Lars von Trier hat mit Film xyz seine beste Regiearbeit abgelegt, weil ich seine ja zum Teil sehr umstrittenen Werke nur vom Hörensagen kenne. Bisher hatte ich auch nicht das Bedürfnis, daran etwas zu ändern.
 
3. Der beste Film mit Emma Roberts ist für mich "Nancy Drew Girl Detective", den ich vor einiger Zeit durch reinen Zufall entdeckt habe und gar nicht mal so schlecht fand. Allerdings ist das auch der einzige Film mir ihr, der mir einfällt.
 
4. Welcher Film-Soundtrack oder Score hat euch am meisten oder nachhaltigsten begeistert? Der "Herr der Ringe"-Score von Howard Shore ist für mich unerreicht und beeindruckt mit seinen vielen Facetten immer wieder aufs Neue. Meine klare Nummer eins. Danach kommen neben den klassischen John-Williams-Sachen wie "Indiana Jones" oder "Star Wars" und Hans Zimmers Batman-Scores ein paar Geheimtipps, zu denen ich vor allem die Filmmusik zu "Drachenzähmen leicht gemacht" und "X-Men: Erste Entscheidung" zähle. Mein derzeitiges Lieblingsstück ist aber John Murphys "Surface of the Sun" aus "Sunshine" (grandios wiederverwertet in "Kick-Ass").
 
5. Den einen sind deutsche Filme verhasst, wieder andere können mit Hollywood-Produktionen nichts anfangen, den nächsten ist Bollywood ein Greuel. Gibt es (nicht nur länderspezifische) Sparten, denen ihr absolut nichts abgewinnen könnt? Die gibt es, und der Großteil deutscher Produktionen fällt definitiv darunter. Besonders auf den Senkel gehen mir Komödien vom Schlage "Rubbeldiekatz" oder "Kokowääh", die momentan ja sehr angesagt zu sein scheinen, wenn man den lauten Publikumsreaktionen auf entsprechende Trailer im Kino glaubt. Tut mir leid, aber mir entlockt so was nicht mal ein müdes Lächeln. Auch mit Arthouse-Filmen kann ich nicht viel anfangen, über Bollywood müssen wir gar nicht erst reden. Ich fühle mich eher in Hollywood zu Hause, wenngleich auch da nicht alles Gold ist, was glänzt.

6. Buddy-Komödien sind grundsätzlich eine schöne Sache und, wenn gut gemacht, sehr unterhaltsam. Das unschlagbarste Duo von allen bleiben für mich Terence Hill und Bud Spencer.

7. Mein zuletzt gesehener Film war "Surrogates Mein zweites Ich" und der war mäßig, weil ein Bruce Willis mit blondem Seitenscheitel ein extrem gewöhnungsbedürftiger Anblick ist und mich auch der Rest des Films nicht bei der Stange halten konnte.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Don't Panic

Wenn Christopher Nolan eines auf den Tod nicht ausstehen kann, dann dass von seinen kommenden Filmprojekten ohne seine ausdrückliche Erlaubnis zu viel nach außen dringt. Wer etwas ausplaudert, muss mit Konsequenzen rechnen und bekommt kräftig die Ohren gewaschen, ganz egal, ob es sich um einen unbedeutenden Mitarbeiter oder einen der Hauptdarsteller handelt. So erging es beispielsweise schon dem ehrwürdigen Michael Caine, als er verriet, dass bereits fleißig an "The Dark Knight Rises" gearbeitet werde. Unmittelbar nach seinem verbalen Fehltritt hatte er einen erbosten Chris Nolan am Handy, der ihm erstmal die Leviten las und für künftige Interviews einen Maulkorb verpasste.

Da kann man sich ungefähr ausmalen, wie sich Gary Oldman gefühlt haben muss, als er das ultrageheime Drehbuch zu ebenjenem Film (mit dem besonders ultrageheimen Ende, wohlgemerkt!) kurzzeitig in seinem Hotelzimmer verlegt hatte. Zum Glück tauchte es nach zwanzig qualvollen Minuten wieder auf. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es eine Reinigungskraft gefunden und spontan ins Internet gestellt hätte.

Hier berichtet der immer noch leicht mitgenommene Oldman von der Beinahe-Katastrophe: 

Dienstag, 7. Februar 2012

Ins Netz gegangen

Arachnophile aufgepasst: Auf der offiziellen Seite zu “The Amazing Spider-Man” ist seit heute Nacht der zweite und wesentlich ausführlichere Trailer verfügbar. Darin sehen wir Peter Parker sowohl in Zivil als auch in voller Spinnenmontur, wie er sich in gewohnter Manier durch die Straßenschluchten von New York schwingt, Gwen Stacy als 1:1-Ersatz für Mary Jane Watson, Peters Mentor Dr. Curt Connors und endlich auch dessen Alter Ego, den Lizard! Der grüngeschuppte Bösewicht macht dabei einen bulligen, optisch ansprechenden Eindruck. Wie er sich in weniger hektischen Nahaufnahmen bewährt und ob er wirklich als ernstzunehmende Bedrohung taugt, bleibt abzuwarten, zunächst einmal bin ich aber versöhnlich gestimmt. Mit Andrew Garfield als Peter Parker/Spidey kann ich ebenfalls leben, während Emma Stone als Gwen Stacy auf mich leider arg blass und austauschbar wirkt. Insgesamt fehlt mir immer noch ein überzeugender Grund dafür, die Reihe schon nach so kurzer Zeit rebooten zu müssen.

Sei's drum, besser als Trailer Nr. 1 ist dieser hier auf jeden Fall:

Montag, 6. Februar 2012

Media Monday #32

Ab dieser Woche beantworte auch ich im Rahmen des Media Monday die investigativen Fragen des Medienjournals und reihe mich damit in eine stetig wachsende Liste von Blogs ein. Los geht's mit der neuesten Fragerunde:

1. Der beste Film mit Ray Liotta ist für mich "Born to be Wild", weil mir im Augenblick nur zwei Filme mit ihm einfallen, die ich definitiv gesehen habe. Einer davon ist "Schwerter des Königs", also muss ich mich zwangsläufig für "Born to be Wild" entscheiden. Natürlich kein überragender Film, aber dort gefiel mir Liotta als fieser Anführer einer Bikergang tatsächlich ganz gut. Ich habe allerdings keinen Zweifel daran, dass er in "Goodfellas" noch besser war.

2. Darren Aronofsky hat mit "The Wrestler" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil dies ehrlich gesagt sein einziges Werk ist, das ich näher unter die Lupe genommen habe. Die extrem authentischen Einblicke ins harte Wrestlingbusiness fand ich sehr gelungen. Um "Black Swan", "The Fountain" & Co. habe ich bislang einen großen Bogen gemacht, da sie mich so stark sie handwerklich auch sein mögen – inhaltlich ziemlich kalt lassen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

3. Der beste Film mit Michelle Monaghan ist für mich nur nach dem Ausschlussprinzip zu ermitteln. "Verliebt in die Braut"? Nee. "Mr. & Mrs. Smith"? Neien! "Mission: Impossible III"? Pff, auch eher nicht, aber wohl das kleinste Übel. Daher nehme ich den einfach mal, ohne es überzeugend begründen zu können.

4. Viel interessanter als die Helden der Geschichte sind oftmals die Bösewichter. Welches ist euer liebster Schurke, der den meisten Eindruck hinterlassen oder euch am besten gefallen hat? Gemeine Frage, da gibt es eigentlich zu viele gute, um sich auf einen einzigen festzulegen. Auch auf die Gefahr hin, einfallslos zu wirken: Der Joker, und zwar nicht der Nicholson'sche, sondern Heath Ledgers Version, für die er völlig zurecht posthum mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Hat sich bei mir eingebrannt.

5. Filme schauen wir alle gerne, aber wie stuft ihr dies für euch ein? Ist es ein Hobby unter vielen, eine Leidenschaft, eine Passion oder etwas ganz anderes? Früher ein Hobby, inzwischen eine Leidenschaft. Ich merke, dass es mir zunehmend schwerer fällt, einen Film "einfach so" zu schauen und ihn nicht nebenher gedanklich zu analysieren. Leidenschaft hin oder her, ich versuche, die Fähigkeit des Loslassens nicht ganz zu verlieren. Der Spaß an der Sache sollte immer im Vordergrund stehen.

6. Mein liebster Horrorfilm muss erst noch gedreht werden. Ganz und gar nicht mein Genre, zumal ich in der Hinsicht ein echter Angsthase bin und nicht viel vertrage. Um unschöne Alpträume zu vermeiden, lasse ich generell lieber die Finger von solchen Sachen. Falls aber "The Sixth Sense" noch gerade so als Horrorfilm durchgeht, wäre das meine Wahl.

7. Mein zuletzt gesehener Film war zum dritten oder vierten Mal "Rapunzel – Neu verföhnt" (die kleine Nichte schwärmt dafür) und der war nett wie immer, weil er eine herzerwärmende Geschichte erzählt und ein paar richtig lustige Momente hat. Trotz albernem Untertitel nur zu empfehlen.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Aus keiner Macht erwächst keine Verantwortung

Endlich, endlich konnte ich gestern wieder einen Film auf meiner To-See-Liste abhaken. Es handelt sich um…

(OT: "Kick-Ass")
Action/Drama/Komödie, 2010
Regie: Matthew Vaughn

Ich hatte vorab schon einiges über diesen Film gehört: Dass er Tabus bräche, kein Blatt vor den Mund nähme und sehr explizite Gewaltdarstellungen enthalte. Und was soll ich sagen, er bricht Tabus, nimmt kein Blatt vor den Mund und enthält sehr explizite Gewaltdarstellungen. Doch den Film darauf festzunageln, wird ihm nicht ansatzweise gerecht, denn "Kick-Ass" ist noch viel, viel mehr: Eine stets glaubwürdige Coming-of-Age-Story der etwas anderen Art, eine gelungene Superheldensatire, die sich vor den Comic-Heroen in Gummianzügen verneigt anstatt sie durch den Kakao zu ziehen, ein knallhartes Revenge Movie ohne Rücksicht auf Verluste, eine fesselnde Mischung aus Drama und Komödie, die nahezu die ganze Palette an menschlichen Emotionen abdeckt. Kurzum, ein echtes Juwel. Aber der Reihe nach.

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein für seine Mitschülerinnen unsichtbarer Durchschnittsteenager und Comic-Nerd. Ohne mit besonderen körperlichen oder intellektuellen Fähigkeiten gesegnet zu sein, beschließt er, seinen Idolen nachzueifern. Dazu schlüpft er in die Rolle des kostümierten Superhelden Kick-Ass. Sein erster Einsatz geht noch gründlich schief, doch im zweiten Anlauf wird Kick-Ass über Nacht zur Internetberühmtheit – und zieht die Aufmerksamkeit von Big Daddy (Nicolas Cage) und dessen Tochter Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) auf sich. Einziges Ziel des kampferprobten Duos: Rache an Gangsterboss Frank D’Amico (Mark Strong). Der wiederum sieht in Kick-Ass eine Gefahr für seine Geschäfte...

Der Film basiert auf den gleichnamigen Comics von Mark Millar. Inszeniert wurde er von Matthew Vaughn, der seit "Der Sternwanderer" (2007) einer meiner persönlichen Favoriten ist und diesen Eindruck zuletzt mit "X-Men: Erste Entscheidung" (2011) nachhaltig untermauert hat. Vaughn beweist hier einmal mehr, dass er zu den vielversprechendsten Filmemachern der Gegenwart zählt. Sein "Kick-Ass" ist wie eine frische Brise, unkonventionell, unangepasst – und hart, wirklich hart. Dessen sollte man sich bewusst sein, sonst könnte man sein blaues (oder vielmehr rotes) Wunder erleben. Für Zartbesaitete eignet sich dieser Film nämlich nicht unbedingt. Es spritzt reichlich Blut, Körperteile werden fröhlich abgetrennt, Leute brutal zusammengeschlagen, durchbohrt, zermatscht oder überfahren. Ob Gut oder Böse ist dabei zunächst einmal egal, beide Seiten müssen heftig einstecken, teilen jedoch auch kräftig aus. Die Grenzen des guten Geschmacks werden aber nur selten überschritten – ich denke da an ein, zwei spezielle Szenen, die bis zum bitteren Ende durchgezogen werden. Insgesamt ist die Freigabe ab 16 Jahren durchaus gerechtfertigt.

So blutig die Kämpfe auch ausfallen, so grandios und abwechslungsreich sind sie in Szene gesetzt. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass kaum ein Gefecht ohne Hit-Girl und ohne scheinbar übermächtige Gegnerhorden vonstatten geht. Und dennoch wird es nie eintönig, sieht keine der rasanten, zuweilen gar atemberaubenden Actioneinlagen aus wie die andere. Besonderes Highlight: Eine innovative Ego-Shooter-Sequenz, natürlich mit Hit-Girl und scheinbar übermächtigen Gegnerhorden. Allerdings geht es nicht nur visuell hoch her, auch inhaltlich ist der Film zum Teil richtig starker Tobak und gespickt mit ebenso tragischen wie bewegenden Momenten. Von seichter Unterhaltung kann hier also keine Rede sein. Gleichwohl kommen die humorigen Elemente nicht zu kurz, werden aber erfreulich subtil eingesetzt und in den Dienst der Geschichte gestellt. Amüsant: Die Einblicke in das skurrile Alltagsleben der Macreadys und die vielen cleveren Verweise auf Spider-Man & Co. (siehe etwa den Titel dieses Blogeintrags). Untermalt wird das Geschehen von John Murphys tollem Soundtrack, mal intensiv-treibend, mal episch-orchestral, immer passend. Darüber hinaus hat "Kick-Ass" eines der besten musikalischen Themen, die ich in letzter Zeit gehört habe ("Flying Home"). Einerseits fängt es perfekt die bittersüße Stimmung am Ende des Films ein, andererseits strahlt es pure Hoffnung aus – sehr hörenswert.

Die größte Stärke von "Kick-Ass" sind die vielschichtigen Charaktere und ihre Darsteller. Oder formulieren wir es präziser: Die größte Stärke von "Kick-Ass" ist Mindy Macready alias Hit-Girl. Ein kleines Mädchen, das sich zum Geburtstag Butterfly-Messer wünscht und ohne mit der Wimper zu zucken unter den Bösewichtern aufräumt? Irre! Ich behaupte, dass dies einer der coolsten Filmcharaktere überhaupt ist. Zu verdanken haben wir das vor allem der wunderbaren, der einzigartigen, der hochtalentierten Chloë Grace Moretz, die so mühelos zwischen der niedlichen Elfjährigen und der maskierten Martial-Arts-Expertin hin- und herwechselt. Mit einer unsagbar abgebrühten Vorstellung stiehlt sie allen die Show, noch dazu in einer völlig kinderuntypischen Rolle, die eigentlich gegen sämtliche moralische Normen verstößt und sicherlich nicht leicht zu spielen war. Umso höher ist ihre Leistung zu bewerten. Neben Moretz wissen aber auch die übrigen Akteure auf ganzer Linie zu überzeugen. Aaron Johnson, für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt, legt als Dave Lizewski/Kick-Ass einen starken Auftritt hin. Seine Entwicklung vom blassen Teenie zum selbstbewussten Helden wirkt jederzeit glaubhaft. Der auf Fieslinge abonnierte Mark Strong macht seine Sache gewohnt gut, genauso wie Filmsohn Christopher Mintz-Plasse als Chris D’Amico/Red Mist. Dass ihm nerdige Charaktere liegen, ist bei Mintz-Plasse ja weithin bekannt, hier kann er jedoch noch ein wenig mehr von sich zeigen. Damon Macready, Hit-Girls Vater, wird von Nicolas Cage verkörpert, an dem es diesmal – oh Wunder – nichts auszusetzen gibt. Er spielt den leicht verschrobenen Waffennarr, der sich, wenn er mit seiner Tochter auf Verbrecherjagd geht, in den gnadenlosen Batman-Verschnitt Big Daddy verwandelt, angenehm zurückhaltend.

Fazit: "Kick-Ass" ist härter als Batman, Spider-Man, die X-Men und die Fantastic Four zusammen und ein rundum großartiger Film mit Feelgood-Garantie, fernab vom Mainstream. Da kommt es doch gelegen, dass er eine Fortsetzung ziemlich eindeutig in Aussicht stellt.

9,0 / 10 Punkte