Höchste Zeit für's nächste Review, wahrscheinlich das letzte vor Weihnachten. Diesmal zu...
(OT: "The Sorcerer's Apprentice")
Abenteuer/Action/Fantasy, 2010
Regie: Jon Turteltaub
Die Ausgangslage: Wir befinden uns im Mittelalter, der mächtige Merlin (James A. Stephens) und die Zauberin Morgana le Fay (Alice Krige) liegen im Clinch. Mit Hilfe eines von Merlins drei Schülern, des verräterischen Maxim Horvath (Alfred Molina), gelingt es Morgana schließlich, den alten Magier zu töten. Seine zwei anderen Zöglinge, Balthazar Blake (Nicolas Cage) und Veronica (Monica Bellucci), kommen zu spät, doch Letztere opfert sich selbstlos, um Morganas Seele in sich aufzunehmen und sich in den Seelengral einsperren zu lassen. Blake begibt sich auf die Suche nach dem Obersten Merlinier, der das Erbe Merlins antreten soll und als Einziger imstande ist, Morgana endgültig zu vernichten und seine geliebte Veronica zurückzubringen. Zeitsprung Nr. 1: Blakes Suche ist auch nach 1.000 Jahren noch nicht von Erfolg gekrönt – bis sich der 10-jährige Einzelgänger Dave Stutler, der bei einem Schulausflug abhanden gekommen ist, in seine mit allerlei antikem Krimskrams vollgestopfte Bleibe verirrt. In ihm erkennt Blake rasch den so lange Gesuchten. Als er ihn aber für einen Moment aus den Augen lässt, öffnet Dave versehentlich den Seelengral. Horvath ist frei, nur um gleich darauf – ebenfalls unbeabsichtigt – zusammen mit Blake für geschlagene zehn Jahre in eine Urne verbannt zu werden. Zeitsprung Nr. 2: Die zehn Jahre sind vorüber, die Erzfeinde Blake und Horvath wieder an der frischen Luft. Beide spüren Dave (Jay Baruchel) auf, der ein waschechter Physik-Nerd geworden ist, in einer ehemaligen U-Bahn-Station Blitze züchtet und seinem Jugendschwarm Becky Barnes (Teresa Palmer) nachrennt. Blake möchte ihn zu seinem Lehrling machen, während ihn Horvath – unterstützt von Showmagier Drake Stone (Toby Kebbell) – um- und den Seelengral an sich bringen will, um Morgana zu entfesseln. Dave bleibt keine Wahl: Er muss sein Schicksal annehmen und sich in den magischen Künsten unterweisen lassen.
Tja, was soll man mit einem Film wie diesem anfangen? "Duell der Magier" ist ein Streifen der Marke "gesehen und vergessen". Kaum eine Szene bleibt im Gedächtnis haften, alles ist vollkommen belang- und seelenlos. Die Hauptschuld daran trägt die seichte, geradlinige Story vom ewigen Kampf der Merlinier und Morganier, die arg konstruiert wirkt und vorhersehbarer nicht sein könnte: Wir haben den trotteligen Außenseiter als Auserwählten und Helden in spe, die für ihn vermeintlich unerreichbare Angebetete, den weisen und rechtschaffenen Lehrmeister, den schurkischen Schurken und das Urböse (Morgana). Der eingefleischte Kinogänger glaubt bei einer solchen Konstellation sofort zu wissen, wann was wie passieren wird – und behält leider Recht. Überraschungen im Handlungsverlauf sind Fehlanzeige, nur hin und wieder gibt es kleinere Lichtblicke (dazu später mehr), die aber schnell verpuffen. So will der Funke einfach nicht überspringen. Gleichwohl kann man dem Film das Bemühen nicht absprechen, seine Zuschauer gut zu unterhalten. Vielleicht liegt genau dort der Hund begraben, denn mitunter entsteht der Eindruck, dass man nur allzu krampfhaft versucht hat, ein lockerflockiges, modernes Abenteuerspektakel à la "Pirates of the Caribbean" (ebenfalls von Jerry Bruckheimer produziert – Zufall?) zu kreieren. Das geht nach hinten los und jegliche Lockerheit flöten. Nicht nur in dieser Hinsicht ist "Duell der Magier" am ehesten mit dem katastrophalen "Percy Jackson – Diebe im Olymp" (2010) zu vergleichen. Bezeichnend: Ich musste ein einziges Mal herzhaft lachen und zwar bei einem "Star Wars"-Zitat (
Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht!). Wenn die amüsanteste Szene eines Films aus einem anderen Film stammt, sollte das schon zu denken geben. Immerhin, sobald sich die Magier ihre Zauber um die Ohren hauen, blitzt, knallt, kracht und zischt an allen Ecken und Enden und in allen möglichen Farben. Das sieht wirklich nett aus. Mit der Zeit jedoch nutzt sich das Effektgewitter ab und vermag die inhaltliche Trivialität nicht dauerhaft zu vertuschen, die im Übrigen noch von ärgerlichen Inkonsequenzen verschlimmert wird. Dass Horvaths finstere Absichten eigentlich aus purer Eifersucht geboren sind – wie Blake ist auch er von jeher in Veronica verschossen –, kommt zwar kurz zur Sprache, spielt aber keine weitere Rolle. Dabei hätte man diesen Aspekt wunderbar verwenden können, um ihm als Bösewicht eine gewisse Tragik zu verleihen und ihn nicht ganz so eindimensional erscheinen zu lassen. Oder ein zweites Beispiel: Der finale Showdown. Dave, der bis dahin nichts auf die Reihe bekommen hat, mutiert ruckzuck zum Übermagier, der mit Energiekugeln nur so um sich wirft und den Tag im Alleingang rettet. Nicht sehr glaubhaft. Dass es sich um einen Fantasyfilm handelt, ist für mich keine Entschuldigung, denn Fantasy ≠ unlogisch. Und Veronica, eine Schülerin des großen Merlin, macht unterdessen was? Sie hält sich fein im Hintergrund und guckt däumchendrehend zu. Okay, Dave hatte ja auch alles im Griff. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Es sind einzelne Ideen (Spiegelzauber, Treibsandteppich, Zauberbuch im aufklappbaren Taschenformat) und die zahlreichen Anspielungen (neben "Star Wars" u.a. auch auf "Indiana Jones" oder "Magic the Gathering"), die den Film noch gerade so vor dem Absturz bewahren und punktuell doch einigermaßen sehenswert machen. Allen voran die gelungene und ausgiebige Reminiszenz an Goethes "Zauberlehrling" bzw. Disneys Version in "Fantasia" (1940), damals mit Micky Maus in der Titelrolle, weiß zu gefallen. Hier verzaubert Dave Wischmopps und andere Putzutensilien, um sie sein schmutzstarrendes unterirdisches Labor noch rechtzeitig vor Beckys Eintreffen säubern zu lassen. Wie im Gedicht gerät das ambitionierte Unterfangen außer Kontrolle und so muss Dave hilflos mitansehen, wie seine Helfer verrückt spielen und alles unter Wasser setzen, ehe Blake dem Chaos ein Ende bereitet. Untermalt wird die stimmungsvolle Sequenz mit der Original-Disneymusik. Sicherlich ein, wenn nicht gar der Höhepunkt des Films.
Auch die Darstellerriege trägt nur wenig dazu bei, dass man mit den nach Schema F gestalteten Charakteren mitfiebert. Star des Films ist natürlich Nicolas Cage als Balthazar Blake, seines Zeichens Magier des 777. Grades. Er legt einen alles in allem soliden, stellenweise selbstironischen Auftritt hin und agiert zum Glück nicht derart over-the-top, wie man es von ihm kennt. Allerdings schafft er es genauso wenig wie seine Mitstreiter, seiner Figur etwas Einzigartiges zu geben. Es ist eben immer noch Nicolas Cage. Jay Baruchel passt rein optisch hervorragend in seine Rolle als linkischer Zauberschüler. Davon abgesehen fällt er nicht weiter positiv auf und weckt keinerlei Sympathie – für einen Hauptakteur fatal. In Kombination mit der absolut austauschbaren Teresa Palmer, die fast schon erschreckend an eine blonde Kristen Stewart erinnert (auch im Hinblick auf deren limitiertes Ausdrucksspektrum), entwickelt er einen beachtlichen Nervfaktor, der sich noch vervielfacht, wenn wieder einmal der lästige "One Republic"-Song ("Secrets") zu dudeln beginnt und für ach so romantisches Flair sorgt. Ein lahmes Techtelmechtel, das die Welt nicht braucht. Der gute Alfred Molina zieht derweil routiniert seine Fieslingsnummer durch und erfüllt zumindest seinen Zweck. Viel mehr bleibt ihm auch nicht übrig, da das Skript wohl nichts Anderes für ihn vorgesehen hat. Trotzdem, Molina kann es besser. Den undankbarsten Part von allen und keine Chance, sich in den Vordergrund zu spielen, hat Monica Bellucci.
Hübsche Effekte allein können einen unterdurchschnittlichen, oberflächlichen Plot nicht kompensieren, das belegt "Duell der Magier" sehr deutlich. Wenn dann auch noch die Schauspieler unter ihren Möglichkeiten bleiben, kommt zwangsläufig so was Halbgares heraus wie in diesem Fall. Jüngere Zauberfans, die mit der "Harry Potter"-Reihe nicht ausgelastet sind, haben eventuell ihren Spaß, ansonsten kann man den Film getrost im Regal versauern lassen.
4,0 / 10 Punkte
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