Endlich, endlich konnte ich gestern wieder einen Film auf meiner To-See-Liste abhaken. Es handelt sich um…
(OT: "Kick-Ass")
Action/Drama/Komödie, 2010
Regie: Matthew Vaughn
Ich hatte vorab schon einiges über diesen Film gehört: Dass er Tabus bräche, kein Blatt vor den Mund nähme und sehr explizite Gewaltdarstellungen enthalte. Und was soll ich sagen, er bricht Tabus, nimmt kein Blatt vor den Mund und enthält sehr explizite Gewaltdarstellungen. Doch den Film darauf festzunageln, wird ihm nicht ansatzweise gerecht, denn "Kick-Ass" ist noch viel, viel mehr: Eine stets glaubwürdige Coming-of-Age-Story der etwas anderen Art, eine gelungene Superheldensatire, die sich vor den Comic-Heroen in Gummianzügen verneigt anstatt sie durch den Kakao zu ziehen, ein knallhartes Revenge Movie ohne Rücksicht auf Verluste, eine fesselnde Mischung aus Drama und Komödie, die nahezu die ganze Palette an menschlichen Emotionen abdeckt. Kurzum, ein echtes Juwel. Aber der Reihe nach.
Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein für seine Mitschülerinnen unsichtbarer Durchschnittsteenager und Comic-Nerd. Ohne mit besonderen körperlichen oder intellektuellen Fähigkeiten gesegnet zu sein, beschließt er, seinen Idolen nachzueifern. Dazu schlüpft er in die Rolle des kostümierten Superhelden Kick-Ass. Sein erster Einsatz geht noch gründlich schief, doch im zweiten Anlauf wird Kick-Ass über Nacht zur Internetberühmtheit – und zieht die Aufmerksamkeit von Big Daddy (Nicolas Cage) und dessen Tochter Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) auf sich. Einziges Ziel des kampferprobten Duos: Rache an Gangsterboss Frank D’Amico (Mark Strong). Der wiederum sieht in Kick-Ass eine Gefahr für seine Geschäfte...
Der Film basiert auf den gleichnamigen Comics von Mark Millar. Inszeniert wurde er von Matthew Vaughn, der seit "Der Sternwanderer" (2007) einer meiner persönlichen Favoriten ist und diesen Eindruck zuletzt mit "X-Men: Erste Entscheidung" (2011) nachhaltig untermauert hat. Vaughn beweist hier einmal mehr, dass er zu den vielversprechendsten Filmemachern der Gegenwart zählt. Sein "Kick-Ass" ist wie eine frische Brise, unkonventionell, unangepasst – und hart, wirklich hart. Dessen sollte man sich bewusst sein, sonst könnte man sein blaues (oder vielmehr rotes) Wunder erleben. Für Zartbesaitete eignet sich dieser Film nämlich nicht unbedingt. Es spritzt reichlich Blut, Körperteile werden fröhlich abgetrennt, Leute brutal zusammengeschlagen, durchbohrt, zermatscht oder überfahren. Ob Gut oder Böse ist dabei zunächst einmal egal, beide Seiten müssen heftig einstecken, teilen jedoch auch kräftig aus. Die Grenzen des guten Geschmacks werden aber nur selten überschritten – ich denke da an ein, zwei spezielle Szenen, die bis zum bitteren Ende durchgezogen werden. Insgesamt ist die Freigabe ab 16 Jahren durchaus gerechtfertigt.
So blutig die Kämpfe auch ausfallen, so grandios und abwechslungsreich sind sie in Szene gesetzt. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass kaum ein Gefecht ohne Hit-Girl und ohne scheinbar übermächtige Gegnerhorden vonstatten geht. Und dennoch wird es nie eintönig, sieht keine der rasanten, zuweilen gar atemberaubenden Actioneinlagen aus wie die andere. Besonderes Highlight: Eine innovative Ego-Shooter-Sequenz, natürlich mit Hit-Girl und scheinbar übermächtigen Gegnerhorden. Allerdings geht es nicht nur visuell hoch her, auch inhaltlich ist der Film zum Teil richtig starker Tobak und gespickt mit ebenso tragischen wie bewegenden Momenten. Von seichter Unterhaltung kann hier also keine Rede sein. Gleichwohl kommen die humorigen Elemente nicht zu kurz, werden aber erfreulich subtil eingesetzt und in den Dienst der Geschichte gestellt. Amüsant: Die Einblicke in das skurrile Alltagsleben der Macreadys und die vielen cleveren Verweise auf Spider-Man & Co. (siehe etwa den Titel dieses Blogeintrags). Untermalt wird das Geschehen von John Murphys tollem Soundtrack, mal intensiv-treibend, mal episch-orchestral, immer passend. Darüber hinaus hat "Kick-Ass" eines der besten musikalischen Themen, die ich in letzter Zeit gehört habe ("Flying Home"). Einerseits fängt es perfekt die bittersüße Stimmung am Ende des Films ein, andererseits strahlt es pure Hoffnung aus – sehr hörenswert.
Die größte Stärke von "Kick-Ass" sind die vielschichtigen Charaktere und ihre Darsteller. Oder formulieren wir es präziser: Die größte Stärke von "Kick-Ass" ist Mindy Macready alias Hit-Girl. Ein kleines Mädchen, das sich zum Geburtstag Butterfly-Messer wünscht und ohne mit der Wimper zu zucken unter den Bösewichtern aufräumt? Irre! Ich behaupte, dass dies einer der coolsten Filmcharaktere überhaupt ist. Zu verdanken haben wir das vor allem der wunderbaren, der einzigartigen, der hochtalentierten Chloë Grace Moretz, die so mühelos zwischen der niedlichen Elfjährigen und der maskierten Martial-Arts-Expertin hin- und herwechselt. Mit einer unsagbar abgebrühten Vorstellung stiehlt sie allen die Show, noch dazu in einer völlig kinderuntypischen Rolle, die eigentlich gegen sämtliche moralische Normen verstößt und sicherlich nicht leicht zu spielen war. Umso höher ist ihre Leistung zu bewerten. Neben Moretz wissen aber auch die übrigen Akteure auf ganzer Linie zu überzeugen. Aaron Johnson, für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt, legt als Dave Lizewski/Kick-Ass einen starken Auftritt hin. Seine Entwicklung vom blassen Teenie zum selbstbewussten Helden wirkt jederzeit glaubhaft. Der auf Fieslinge abonnierte Mark Strong macht seine Sache gewohnt gut, genauso wie Filmsohn Christopher Mintz-Plasse als Chris D’Amico/Red Mist. Dass ihm nerdige Charaktere liegen, ist bei Mintz-Plasse ja weithin bekannt, hier kann er jedoch noch ein wenig mehr von sich zeigen. Damon Macready, Hit-Girls Vater, wird von Nicolas Cage verkörpert, an dem es diesmal – oh Wunder – nichts auszusetzen gibt. Er spielt den leicht verschrobenen Waffennarr, der sich, wenn er mit seiner Tochter auf Verbrecherjagd geht, in den gnadenlosen Batman-Verschnitt Big Daddy verwandelt, angenehm zurückhaltend.
Fazit: "Kick-Ass" ist härter als Batman, Spider-Man, die X-Men und die Fantastic Four zusammen und ein rundum großartiger Film mit Feelgood-Garantie, fernab vom Mainstream. Da kommt es doch gelegen, dass er eine Fortsetzung ziemlich eindeutig in Aussicht stellt.
Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein für seine Mitschülerinnen unsichtbarer Durchschnittsteenager und Comic-Nerd. Ohne mit besonderen körperlichen oder intellektuellen Fähigkeiten gesegnet zu sein, beschließt er, seinen Idolen nachzueifern. Dazu schlüpft er in die Rolle des kostümierten Superhelden Kick-Ass. Sein erster Einsatz geht noch gründlich schief, doch im zweiten Anlauf wird Kick-Ass über Nacht zur Internetberühmtheit – und zieht die Aufmerksamkeit von Big Daddy (Nicolas Cage) und dessen Tochter Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) auf sich. Einziges Ziel des kampferprobten Duos: Rache an Gangsterboss Frank D’Amico (Mark Strong). Der wiederum sieht in Kick-Ass eine Gefahr für seine Geschäfte...
Der Film basiert auf den gleichnamigen Comics von Mark Millar. Inszeniert wurde er von Matthew Vaughn, der seit "Der Sternwanderer" (2007) einer meiner persönlichen Favoriten ist und diesen Eindruck zuletzt mit "X-Men: Erste Entscheidung" (2011) nachhaltig untermauert hat. Vaughn beweist hier einmal mehr, dass er zu den vielversprechendsten Filmemachern der Gegenwart zählt. Sein "Kick-Ass" ist wie eine frische Brise, unkonventionell, unangepasst – und hart, wirklich hart. Dessen sollte man sich bewusst sein, sonst könnte man sein blaues (oder vielmehr rotes) Wunder erleben. Für Zartbesaitete eignet sich dieser Film nämlich nicht unbedingt. Es spritzt reichlich Blut, Körperteile werden fröhlich abgetrennt, Leute brutal zusammengeschlagen, durchbohrt, zermatscht oder überfahren. Ob Gut oder Böse ist dabei zunächst einmal egal, beide Seiten müssen heftig einstecken, teilen jedoch auch kräftig aus. Die Grenzen des guten Geschmacks werden aber nur selten überschritten – ich denke da an ein, zwei spezielle Szenen, die bis zum bitteren Ende durchgezogen werden. Insgesamt ist die Freigabe ab 16 Jahren durchaus gerechtfertigt.
So blutig die Kämpfe auch ausfallen, so grandios und abwechslungsreich sind sie in Szene gesetzt. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass kaum ein Gefecht ohne Hit-Girl und ohne scheinbar übermächtige Gegnerhorden vonstatten geht. Und dennoch wird es nie eintönig, sieht keine der rasanten, zuweilen gar atemberaubenden Actioneinlagen aus wie die andere. Besonderes Highlight: Eine innovative Ego-Shooter-Sequenz, natürlich mit Hit-Girl und scheinbar übermächtigen Gegnerhorden. Allerdings geht es nicht nur visuell hoch her, auch inhaltlich ist der Film zum Teil richtig starker Tobak und gespickt mit ebenso tragischen wie bewegenden Momenten. Von seichter Unterhaltung kann hier also keine Rede sein. Gleichwohl kommen die humorigen Elemente nicht zu kurz, werden aber erfreulich subtil eingesetzt und in den Dienst der Geschichte gestellt. Amüsant: Die Einblicke in das skurrile Alltagsleben der Macreadys und die vielen cleveren Verweise auf Spider-Man & Co. (siehe etwa den Titel dieses Blogeintrags). Untermalt wird das Geschehen von John Murphys tollem Soundtrack, mal intensiv-treibend, mal episch-orchestral, immer passend. Darüber hinaus hat "Kick-Ass" eines der besten musikalischen Themen, die ich in letzter Zeit gehört habe ("Flying Home"). Einerseits fängt es perfekt die bittersüße Stimmung am Ende des Films ein, andererseits strahlt es pure Hoffnung aus – sehr hörenswert.
Die größte Stärke von "Kick-Ass" sind die vielschichtigen Charaktere und ihre Darsteller. Oder formulieren wir es präziser: Die größte Stärke von "Kick-Ass" ist Mindy Macready alias Hit-Girl. Ein kleines Mädchen, das sich zum Geburtstag Butterfly-Messer wünscht und ohne mit der Wimper zu zucken unter den Bösewichtern aufräumt? Irre! Ich behaupte, dass dies einer der coolsten Filmcharaktere überhaupt ist. Zu verdanken haben wir das vor allem der wunderbaren, der einzigartigen, der hochtalentierten Chloë Grace Moretz, die so mühelos zwischen der niedlichen Elfjährigen und der maskierten Martial-Arts-Expertin hin- und herwechselt. Mit einer unsagbar abgebrühten Vorstellung stiehlt sie allen die Show, noch dazu in einer völlig kinderuntypischen Rolle, die eigentlich gegen sämtliche moralische Normen verstößt und sicherlich nicht leicht zu spielen war. Umso höher ist ihre Leistung zu bewerten. Neben Moretz wissen aber auch die übrigen Akteure auf ganzer Linie zu überzeugen. Aaron Johnson, für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt, legt als Dave Lizewski/Kick-Ass einen starken Auftritt hin. Seine Entwicklung vom blassen Teenie zum selbstbewussten Helden wirkt jederzeit glaubhaft. Der auf Fieslinge abonnierte Mark Strong macht seine Sache gewohnt gut, genauso wie Filmsohn Christopher Mintz-Plasse als Chris D’Amico/Red Mist. Dass ihm nerdige Charaktere liegen, ist bei Mintz-Plasse ja weithin bekannt, hier kann er jedoch noch ein wenig mehr von sich zeigen. Damon Macready, Hit-Girls Vater, wird von Nicolas Cage verkörpert, an dem es diesmal – oh Wunder – nichts auszusetzen gibt. Er spielt den leicht verschrobenen Waffennarr, der sich, wenn er mit seiner Tochter auf Verbrecherjagd geht, in den gnadenlosen Batman-Verschnitt Big Daddy verwandelt, angenehm zurückhaltend.
Fazit: "Kick-Ass" ist härter als Batman, Spider-Man, die X-Men und die Fantastic Four zusammen und ein rundum großartiger Film mit Feelgood-Garantie, fernab vom Mainstream. Da kommt es doch gelegen, dass er eine Fortsetzung ziemlich eindeutig in Aussicht stellt.
9,0 / 10 Punkte
Ja, ziemlich netter Film. Ich fand ihn nicht ganz so gelungen, doch insgesamt äußerst unterhaltsam. Könnte ich inzwischen auch einmal wieder sehen. Bin gespannt auf die Fortsetzung!
AntwortenLöschenBin nicht ganz so begeistert wie du, aber der Grundtenor passt! :)
AntwortenLöschenIch bin immer noch sehr angetan und stehe zu meiner hohen Wertung! ;) Könnte den glatt nochmal sehen.
AntwortenLöschen"Kick-Ass", "Kick-Ass", "Kick-Ass".... wochenlang durfte ich mir immer anhören: "Du musst diesen Film gucken!" Und irgendwann hab ich's dann mal gemacht und war anfangs wenig begeistert. Bis zu dem Zeitpunkt an dem Hitgirl auftaucht und Nicolas Cage sich selber großartig auf den Arm nimmt. Wenn ich ehrlich sein soll: Mir hätte ein "Hit-Girl"-Film viel besser gefallen. So gesehen würde ich mir "Kick-Ass" zwar nochmal anschauen, aber nur wegen... naja, Hit Girl.
AntwortenLöschenDa bist du ja regelrecht zu dem Film gedrängt worden. Bei mir war es eher so, dass ich mich selbst drängen musste, ihn endlich zu sehen, weil er mich schon lange gereizt hat, ich aber niemanden gefunden habe, der ihn auch sehen wollte. Es wurde dann ein Alleingang, den ich nicht bereue ;) Und joa, ein Hit-Girl-Spinoff hätte was!
AntwortenLöschenWenn dir der Film schon so gut gefallen hat, empfehle ich auch einmal die Comics zu lesen. Diese unterscheiden sich teilweise gewaltig vom Film, sind aber ebenso sehr gut!
AntwortenLöschenDanke für den guten Tipp, das werde ich mir mal vornehmen :)
AntwortenLöschenKann mich meinem Vorredner nur anschließen, finde die Comics sogar einen Tacken besser oder anders ausgedrückt, der Film kommt besser weg wenn man die Vorlage nicht kennt. Trotzdem oder gerade deshalb eine klare Empfehlung!
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